Freitag, 19. August 2016

Briefe aus den „Deutsch-Französischen Jahrbüchern"

Briefe aus den „Deutsch-Französischen Jahrbüchern"


M. an R.

Kreuznach, im September 1843


Es freut mich, daß Sie entschlossen sind und von den Rückblicken auf das
Vergangene Ihre Gedanken zu einem neuen Unternehmen vorwärts wenden.
Also in Paris1146-1, der alten Hochschule der Philosophie, absit ometi!1 und
der neuen Hauptstadt der neuen Welt. Was notwendig ist, das fügt sich. Ich
zweifle daher nicht, daß sich alle Hindernisse, deren Gewicht ich nicht verkenne,
beseitigen lassen.


Das Unternehmen mag aber zustande kommen oder nicht; jedenfalls
werde ich Ende dieses Monats in Paris sein, da die hiesige Luft leibeigen
macht und ich in Deutschland durchaus keinen Spielraum für eine freie
Tätigkeit sehe.


In Deutschland wird alles gewaltsam unterdrückt, eine wahre Anarchie
des Geistes, das Regiment der Dummheit selbst ist hereingebrochen, und
Zürich gehorcht den Befehlen aus Berlin; es wird daher immer klarer, daß
ein neuer Sammelpunkt für die wirklich denkenden und unabhängigen Köpfe
gesucht werden muß. Ich bin überzeugt, durch unsern Plan würde einem wirklichen
Bedürfnisse entsprochen werden, und die wirklichen Bedürfnisse müssen
sich doch auch wirklich erfüllen lassen. Ich zweifle also nicht an dem
Unternehmen, sobald ernst damit gemacht wird.


Größer noch als die äußern Hindernisse scheinen beinahe die inneren
Schwierigkeiten zu sein. Denn wenn auch kein Zweifel über das „Woher", so

herrscht desto mehr Konfusion über das „Wohin". Nicht nur, daß eine allgemeine
Anarchie unter den Reformern ausgebrochen ist, so wird jeder sich selbst
gestehen müssen, daß er keine exakte Anschauung von dem hat, was werden
soll. Indessen ist das gerade wieder der Vorzug der neuen Richtung, daß wir
nicht dogmatisch die Welt antizipieren, sondern erst aus der Kritik der alten
Welt die neue finden wollen. Bisher hatten die Philosophen die Auflösung aller
Rätsel in ihrem Pulte liegen, und die dumme exoterische Welt hatte nur das
Maul aufzusperren, damit ihr die gebratenen Tauben der absoluten Wissenschaft
in den Mund flogen.


Die Philosophie hat sich verweltlicht, und der schlagendste Beweis dafür ist, daß das philosophische Bewußtsein selbst in
die Qual des Kampfes nicht nur äußerlich, sondern auch innerlich hineingezogen
ist. Ist die Konstruktion der Zukunft und das Fertigwerden für
alle Zeiten nicht unsere Sache, so ist desto gewisser, was wir gegenwärtig
zu vollbringen haben, ich meine die rücksichtslose Kritik olles Bestehenden,
rücksichtslos sowohl in dem Sinne, daß die Kritik sich nicht vor ihren
Resultaten fürchtet und ebensowenig vor dem Konflikte mit den vorhandenen
Mächten.


Ich bin daher nicht dafür, daß wir eine dogmatische Fahne aufpflanzen,
im Gegenteil. Wir müssen den Dögmatikern nachzuhelfen suchen, daß sie
ihre Sätze sich klarmachen. So ist namentlich der Kommunismus eine dogmatische
Abstraktion, wobei ich aber nicht irgendeinen eingebildeten und möglichen,
sondern den wirklich existierenden Kommunismus, wie ihn Cabet,
Dezamy, Weitling etc. lehren, im Sinn habe. Dieser Kommunismus ist selbst
nur eine aparte, von seinem Gegensatz, dem Privatwesen, infizierte Erscheinung
des humanistischen Prinzips. Aufhebung des Privateigentums und
Kommunismus sind daher keineswegs identisch, und der Kommunismus hat
andre sozialistische Lehren, wie die von Fourier, Proudhon etc., nicht zufällig,
sondern notwendig sich gegenüber entstehn sehn, weil er selbst nur
eine besondre, einseitige Verwirklichung des sozialistischen Prinzips ist.


Und das ganze sozialistische Prinzip ist wieder nur die eine Seite, welche
die Realität des wahren menschlichen Wesens betrifft. Wir haben uns ebensowohl
um die andre Seite, um die theoretische Existenz des Menschen zu
kümmern, also Religion, Wissenschaft etc. zum Gegenstande unserer Kritik
zu machen. Außerdem wollen wir auf unsere Zeitgenossen wirken, und zwar
auf unsre deutschen Zeitgenossen. Es fragt sich, wie ist das anzustellen?


Zweierlei Fakta lassen sich nicht ableugnen. Einmal die Religion, dann die
Politik sind Gegenstände, welche das Hauptinteresse des jetzigen Deutschlands
bilden. An diese, wie sie auch sind, ist anzuknüpfen, nicht irgendein
System wie etwa die „Voyage en /can'e"[147] ihnen fertig entgegenzusetzen.


Die Vernunft hat immer existiert, nur nicht immer in der vernünftigen
Form. Der Kritiker kann also an jede Form des theoretischen und praktischen
Bewußtseins anknüpfen und aus den eigenen Formen der existierenden Wirklichkeit
die wahre Wirklichkeit als ihr Sollen und ihren Endzweck entwickeln.
Was nun das wirkliche Leben betrifft, so enthält grade der politische Staat,
auch wo er von den sozialistischen Forderungen noch nicht bewußterweise
erfüllt ist, in allen seinen modernen Formen die Forderungen der Vernunft.


Und er bleibt dabei nicht stehn. Er unterstellt überall die Vernunft als realisiert.
Er. gerät aber ebenso überall in den Widerspruch seiner ideellen Bestimmung
mit seinen realen Voraussetzungen.


Aus diesem Konflikt des politischen Staates mit sich selbst läßt sich daher
überall die soziale Wahrheit entwickeln. Wie die Religion das Inhaltsverzeichnis
von den theoretischen Kämpfen der Menschheit, so ist es der
politische Staat von ihren praktischen. Der politische Staat drückt also innerhalb
seiner Form sab specie rei publicae1 alle sozialen Kämpfe, Bedürfnisse,
Wahrheiten aus. Es ist also durchaus nicht unter der haatear des principes2,
die speziellste politische Frage - etwa den Unterschied von ständischem und
repräsentativem System - zum Gegenstand der Kritik zu machen. Denn
diese Frage drückt nur auf politische Weise den Unterschied von der Herrschaft
des Menschen und der Herrschaft des Privateigentums aus.


 Der Kritiker kann also nicht nur, er muß in diese politischen Fragen (die nach
der Ansicht der krassen Sozialisten unter aller Würde sind) eingehn. Indem
er den Vorzug des repräsentativen Systems vor dem ständischen entwickelt,
interessiert er praktisch eine große Partei. Indem er das repräsentative
System aus seiner politischen Form zu der allgemeinen Form erhebt und
die wahre Bedeutung, die ihm zugrunde liegt, geltend macht, zwingt er
zugleich diese Partei, über sich selbst hinauszugehn, denn ihr Sieg ist zugleich
ihr Verlust.


Es hindert uns also nichts, unsre Kritik an die Kritik der Politik, an die
Parteinahme in der Politik, also an wirkliche Kämpfe anzuknüpfen und mit
ihnen zu identifizieren. Wir treten dann nicht der Welt doktrinär mit einem
neuen Prinzip entgegen: Hier ist die Wahrheit, hier kniee nieder! Wir entwickeln
der Welt aus den Prinzipien der Welt neue Prinzipien. Wir sagen ihr
nicht: Laß ab von deinen Kämpfen, sie sind dummes Zeug; wir wollen dir die
wahre Parole des Kampfes zuschrein. Wir zeigen ihr nur, warum sie eigentlich
kämpft, und das Bewußtsein ist eine Sache, die sie sich aneignen maß, wenn
sie auch nicht will.


Die Reform des Bewußtseins besteht nur darin, daß man die Welt ihr
Bewußtsein innewerden läßt, daß man sie aus dem Traum über sich selbst
aufweckt, daß man ihre eignen Aktionen ihr erklärt. Unser ganzer Zweck kann
in nichts anderem bestehn, wie dies auch bei Feuerbachs Kritik der Religion
der Fall ist, als daß die religiösen und politischen Fragen in die selbstbewußte
menschliche Form gebracht werden.


Unser Wahlspruch muß also sein: Reform des Bewußtseins nicht durch
Dogmen, sondern durch Analysierung des mystischen, sich selbst unklaren
Bewußtseins, trete es nun religiös oder politisch auf. Es wird sich dann zeigen,
daß die Welt längst den Traum von einer Sache besitzt, von der sie nur das
Bewußtsein besitzen muß, um sie wirklich zu besitzen. Es wird sich zeigen,
daß es sich nicht um einen großen Gedankenstrich zwischen Vergangenheit
und Zukunft handelt, sondern um die Vollziehung der Gedanken der Vergangenheit.
Es wird sich endlich zeigen, daß die Menschheit keine neue Arbeit
beginnt, sondern mit Bewußtsein ihre alte Arbeit zustande bringt.


Wir können also die Tendenz unsers Blattes in ein Wort fassen: Selbstverständigung
(kritischePhilosophie) derZeit über ihre Kämpfe und Wünsche.


Dies ist eine Arbeit für die Welt und für uns. Sie kann nur das Werk vereinter
Kräfte sein. Es handelt sich um eine Beichte, um weiter nichts. Um sich ihre
Sünden vergeben zu lassen, braucht die Menschheit sie nur für das zu erklären,
was sie sind.


Quelle :


Hegel : Enzyklopädie der philosophischen Wissenschaften im Grundrisse
http://www.hegel.de/werke_frei/startfree.html


http://hegel.logik.3.abcphil.de/html/drittes_kapitel-_die_absolute_idee.html


Die Wissenschaft der Logik  Zweites Kapitel: B. Die erscheinende und die an sich seiende Welt
http://hegel.logik.2.abcphil.de/html/b__die_erscheinende_und_die_an_sich_seiende_welt.html


Lenin : Conspectus of Hegel’s book The Science of Logic
http://www.marxists.org/archive/lenin/works/1914/cons-logic/index.htm


http://www.praxisphilosophie.de/hegel.htm


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http://www.youtube.com/watch?v=BxVC93OPXXM



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